Wie verbringt ein durchschnittlicher Teenager/Student Silvester? Ja genau, Freunde und Party. Und dann am nächsten Morgen im Zug (nach-)schlafen. Naja, Durchschnitt sein ist irgendwie langweilig und für blöde Ideen braucht man bekanntlicherweise keinen Alkohol. Doch alles der Reihe nach.
Einige Tage vor Silvester 2013 habe ich, Teenager und Student, mir mal angefangen Gedanken zu machen, wie ich ins neue Jahr rutschen könnte. Und schon bald stellte sich heraus, dass dieses Jahr einige meiner Freunde bereits Pläne hatten und ich selbst aktiv werden musste. Und dann war da noch mein Vater mit einer scherzhaften Bemerkung, wir könnten ja den Neujahrsmarathon laufen. Wir machten einige Witze darüber und dachten, auf so eine Idee muss man zuerst noch kommen. Nun gut, einige Tage später, am 29. Dezember beschlossen wir, uns — ganz spontan und ohne viel nachzudenken — für den Lauf anzumelden. Mein Vater setzte das Häckchen bei 42km (ist meiner Meinung ja auch keine grosse Herausforderung für einen Ultraläufer) und bei mir setzte er das Häckchen bei 21km «Es soll ja schliesslich eine Herausforderung sein und für 10km lohnt es sich gar nicht.». Gut, da waren wir also angemeldet, mein Vater trainiert, ich seit einiger Zeit kaum Laufen gewesen.
Am 31. Dezember gingen wir dann gegen 17 Uhr auf den Zug und wussten nicht so recht, ob das eine so schlaue Idee gewesen war — im 2013 sich zu etwas entscheiden und dann in den ersten Stunden des neuen Jahres auszubaden. In Schlieren angekommen waren wir praktisch die einzigen auf dem Bahnhof, das ganze Dorf wie ausgestorben, was auch nicht gerade förderlich war.
Als wir dann in der Sporthalle (Start und Ziel) angekommen waren, gönnten wir uns zuerst eine Portion Pasta (what else?), gefolgt von Kaffee (schliesslich brauchen (angehende) Informatiker ihren Kaffee) und Kuchen und brachten irgendwie den Rest des Jahres hinter uns. Und langsam begannen immer mehr Leute zu kommen und so stieg auch unser Vertrauen in die Entscheidung, den weltweit ersten offiziell anerkannten (Halb-)Marathon des Jahres zu laufen.
Nach einigen Fotos (und missglückten Selfies) wünschten wir uns noch viel Glück und dann Punkt Mitternacht erfolgte der Startschuss für den Marathon. 2014! Und zehn Minuten später (und einige Richtungswechsel der Startrichtung) ging es dann auch für die Halbmarathonläufer los. Der Lauf bestand aus zwei bzw. vier Runden à 10,5 km und war fast ausschliesslich auf Naturwegen entlang der Limmat mit einem Wendepunkt auf der Werdinsel. Wer hätte gedacht, dass wir a) Silvester in Schlieren verbringen werden und b) Zürich so viel Natur zu bieten hat? 😉
Auch wenn am Anfang einige Leute noch ihren Platz finden mussten, herrschte ein sehr angenehmes Klima (schliesslich sind es ja auch etwas spezielle Leute, die so etwas machen). Dazu trugen natürlich auch die superfreundlichen Helfer und Fotografen und die Finnenkerzen bei, ein spezielles Erlebnis! Schade war nur, dass der Nebel zwar eine sehr mystische Stimmung machte, aber auch die Feuerwerke verschwinden liess. Dafür sah man irgendwann eine Lichterkette am anderen Flussufer, bestehend aus lauter Stirnlampen der Marathonläufer. Und da man mehrere Runden (mit jeweils einem Verpflegungsposten bei den Wendepunkten) lief, hatte man nicht nur die Gelegenheit durch das Festzelt zu rennen, man kannte die Strecke beim zweiten Mal auch schon etwas, was mir sehr gelegen kam. Und obwohl ich überhaupt nicht trainiert hatte, lief es mir sehr gut — keine Verdauungsprobleme und auch die Motivation fehlte nicht — und dank einem Schlussspurt (das macht einfach Spass, nicht?!) konnte ich eine persönliche Jahresbestzeit laufen (okay, dem aufmerksamen Leser sei hier ein Schmunzeln erlaubt)!
Im Ziel angekommen, waren die Reaktionen auf WhatsApp im Stil von «schreib mir, wenn du im Ziel bist und noch lebst!!!» und «das ist crazy!!! und passt so was von zu dir!!!». Eigentlich ja ein gutes Zeichen, wenn man offiziell crazy ist! 😀 Anschliessend ging es unter die warme kalte Dusche (einziger Kritikpunkt am Lauf) und nach dem mein Vater ebenfalls erfolgreich im Ziel angekommen war und geduscht hatte, gönnten wir uns eine Massage (mann, das war eine Wohltat!) und machten uns auf den Heimweg.
Schlieren einsteigen, Zürich HB umsteigen, Durchschnittsalter des ICN: 19 Jahre und alle (wir auch) etwas gemeinsam: müde! Zuhause angekommen gab es einen feinen Z’Morgen und dann nochmals ein paar Stunden Schlaf.
Happy 2014!
Comments
Willkommen im Club!
Mir hat der Lauf und der lustig-spezielle Abend auch gefallen. Das nächste Mal entscheiden wir uns etwas früher, so dass ich meine Trainingskilometer vor dem Lauf etwas reduzieren kann (…).
Der Lauf entlang der Limmat war sehr stimmungsvoll, und zwischen KM 20 und 30 war der Sternenhimmel wohl ebenso schön wie das Feuerwerk, das wir nicht gesehen haben. Die Helfer auf der Strecke waren einmalig!
Thanks for joining!